Josef Ackermann
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Josef Ackermann ist als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank bekannt geworden. Er erblickte als Sohn eines Arztes im Februar 1948 in Mels in der Schweiz das Licht der Welt. Nach der Matura, dem schweizerischen Pendant zum deutschen Abitur, nahm er an der Universität St. Gallen ein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf, das er 1973 in der Fachrichtung Bankwirtschaft erfolgreich abschloss
- Karrierebeginn
Daraufhin arbeitete er an der gleichen Universität als wissenschaftlicher Assistent im Fachbereich Volkswirtschaftslehre. 1977 promovierte er mit einer Arbeit über den Einfluss des Geldes auf das reale Wirtschaftsgeschehen. Er blieb in St. Gallen an der Uni noch bis 1989 Lehrbeauftragter für Geldpolitik und Geldtheorie. Außerdem stieg er aber nach der Promotion bei der Schweizerischen Kreditanstalt SKA, der heutigen Credit Suisse, ein, wo er 1993 den Vorsitz übernahm. Nachdem er sich mit dem Verwaltungsrat überworfen hatte, verließ er das Institut 1996.
- Ganz oben
Das war die Voraussetzung für die nächste Stufe in der Karriereleiter. Denn kurz darauf gelangte er in den Vorstand der Deutschen Bank, wo er zunächst für den Geschäftsbereich Kreditrisiken verantwortlich war. Bald kamen die Bereiche Marktrisiken, Treasury und Volkswirtschaft hinzu und schon 1998 bekam er das Geschäftsfeld Globale Unternehmen und Institutionen übertragen. In diesem Rahmen integrierte er die 1999 erworbene US-Investmentbank Bankers Trust erfolgreich. Auch deshalb wählte der Vorstand der Deutschen Bank ihn bereits 2000 zum Nachfolger ihres Sprechers Rolf Breuer, der aber vertragsgemäß erst 2002 seinen Platz für den ersten Ausländer auf dem wichtigsten Posten der Deutschen Bank räumte. Seit Februar 2006 ist er nicht mehr lediglich Sprecher, sondern Vorsitzender des Vorstands, ein Posten, den es bis dahin nicht gab. Sein Vertrag läuft noch bis 2013.
- weitere Posten
Neben seiner Tätigkeit bei der Deutschen Bank bekleidet Ackermann eine ganze Reihe weiterer Posten. Seit 2003 sitzt er im Aufsichtsrat bei Siemens. Aktuell ist er dort zweiter stellvertretender Vorsitzender. Dem Aufsichtsrat von Royal Dutch Shell gehört er seit 2008 an, dem Vorstand des Bundesverbands deutscher Banken seit 2005. Des Weiteren wurde er 2003 Vorsitzender des IIF, des Institute of International Finance.
- Mannesmann-Prozess
Ein Fleck bekam seine weiße Weste 2004, als er sich vor dem Düsseldorfer Landgericht im so genannten Mannesmann-Prozess verantworten musste. Der offizielle Vorwurf lautete Untreue. Er und fünf weitere Angeklagte, wozu auch der ehemalige Mannesmann-Vorstandsvorsitzende Klaus Esser und IG-Metall-Chef Klaus Zwickel gehörten, wurden verdächtigt, im Zuge der Mannesmann-Übernahme durch Vodafone überhöhte Prämien von etwa 58 Millionen Euro unrechtmäßig ausgeschüttet zu haben. Trotz nachgewiesener Verstöße gegen das Aktienrecht endete der Prozess mit Freisprüchen. Die Staatsanwaltschaft legte Revision ein. Kurz nach beginn des zweiten prozesses 2006 einigten sich die Parteien auf Einstellung des Verfahrens gegen eine Zahlung von insgesamt 5,8 Millionen Euro, von denen Ackermann zwar 3,2 Millionen Euro übernehmen musste, trotzdem aber nicht vorbestraft war.
- Bild in der Öffentlichkeit
Es gibt wohl nur wenige Spitzenmanager, die über mehrere Jahre so polarisieren wie Ackermann. Sein Bild in den Medien schwankt zwischen fähigem Vorstandsvorsitzenden und abgehobenem und arroganten Machtmenschen. Verantwortlich dafür sind sein Auftreten in der Öffentlichkeit und bei prominenten Anlässen sowie verschiedene Äußerungen. Den Anfang machte er im Mannesmann-Prozess mit seiner Victory-Geste und der Äußerung, dass wohl nur in Deutschland Leute, die Werte schaffen, sich deshalb vor Gericht verantworten müssten. 2005 vermeldete er einen Rekordgewinn der Deutschen Bank um im gleichen Atemzug den Abbau von 6.400 Arbeitsplätzen anzukündigen. In der Folge arbeitete er an seinem öffentlichen Bild, trat als eloquenter Gast in Talkshows auf und gab sich einsichtig, gestand eigene Fehler ein. 2008 machte er seinen Verzicht auf Bonuszahlungen in der Krise öffentlich, wobei ihm von Kritikern vorgehalten wurde, dass er auf Grund eines verlustreichen Geschäftsjahres sowieso keine solchen Zahlungen zu erwarten hatte.
Er zerstörte das mühsam korrigierte Image aber selbst wieder durch eine Äußerung in der Krise 2008, als er vor Spitzenmanagern der Deutschen Bank gesagt haben soll, dass er sich schämen würde, wenn ihre Bank Gelder aus dem Rettungspaket der Bundesregierung, das er maßgeblich mitgeschnürt hatte, annehmen müsste. Selbst aus Regierungskreisen wurde das als bedenklich und inakzeptabel gerügt. Dazu kam das Essen zu seinem sechzigsten Geburtstag im April 2008, als er auf Einladung von Bundeskanzlerin Merkel mit anderen Gästen im Kanzleramt dinierte. Und schon war das Bild des abgehobenen und arroganten Managers wieder da. So benutzen ihn auch nach wie vor Politiker der SPD, Grünen und Linken sowie Gewerkschafter wie zum Beispiel der DGB-Vorsitzende Michael Sommer als negative Präsentationsfigur des außer Kontrolle geratenen Finanzmarktes und als Sinnbild des verantwortungslosen Managers wenn sie als Formulierung von Ackermännern sprechen.
- Sonstiges
Ackermann ist seit 1977 mit der aus Finnland stammenden Pirkko Mölsä verheiratet. Gemeinsam haben die beiden eine Tochter. Ackermann gilt als guter Hobbymusiker am Klavier und Gesang. Zudem ist die Oper eine seiner Leidenschaften. Er ist Präsident des Stiftungsrates der St. Galler Stiftung für Internationale Studien. Außerdem verfügt er über Gastprofessuren an den Wirtschaftsfakultäten der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und der London School of Economics and Political Science.