Anton Schlecker
aus
Anton Schlecker wurde im Oktober 1944 in Ulm als Sohn eines Metzgermeisters geboren. Im nahe gelegenen schwäbischen Ehingen wuchs er auf und ist der kleinen Stadt an der Donau bis heute verbunden. Er lernte Metzger, stieg in den väterlichen Betrieb ein, der über eine Fleischfabrik und acht Niederlassungen in und um Ehingen verfügte, und wurde 1965 mit gerade 21 Jahren jüngster Metzgermeister Deutschlands.
- erste unternehmerische Tätigkeiten
Noch im selben Jahr eröffnete er in Ehingen ein Selbstbedienungs-Warenhaus. Das Konzept war erfolgreich, weshalb Schlecker ab 1972 noch vier weitere Niederlassungen in Baden-Württemberg aufmachte. Den entscheidenden Schritt machte er jedoch erst, als 1974 die Preisbindung für Drogerieartikel 1974 aufgehoben wurde. Er setzte auf die dadurch mögliche Vertriebsform über Discount-Märkte und so ging sein erster Schlecker-Markt 1975 in Kirchheim unter Teck an den Start.
- Drogeriemarktkette Schlecker
Dieses Konzept übertraf den bisherigen Erfolg mit den SB-Warenhäusern bei weitem. Und so dauerte es gerade mal zwei Jahre bis Schlecker die Einweihung der hundertsten Filiale feiern konnte. 1984 war dann die Tausendermarke geknackt. Nur drei Jahre darauf ging Schlecker erstmals ins Ausland nach Österreich. Zahlreiche Länder folgten. Inzwischen ist Schlecker eines der größten Unternehmen in der Drogeriemarktbranche. Dabei ist das zu Grunde liegende Muster immer das gleiche. Schmucklose in blau und weiß gehaltene Verkaufsräume und hart kalkulierte Preise mit denen sparsame Kunden bedient werden. Niederlassungen sind oft in Gegenden mit geringen Mietpreisen, wobei selbst diese dann noch oft gedrückt werden um die Fixkosten auf ein Minimum zu reduzieren. Und diese Art der Unternehmensführung macht auch vor den eigenen Mitarbeitern nicht Halt.
- Angestellt bei Schlecker
Denn bei Schlecker angestellt zu sein ist wahrlich kein Zuckerschlecken. 1998 wurden Anton Schlecker und seine Frau vom Stuttgarter Landgericht zu je zehn Monaten Freiheitsentzug auf Bewährung und der Zahlung von einer Million Euro verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden viele ihrer Angestellten betrogen hatten indem sie diesen die Zahlung von Tariflohn vorgaukelten, tatsächlich aber deutlich darunter blieben.
Darüber hinaus installierte Schlecker ein unglaubliches Kontrollnetz. Filialleiter wurden angehalten, regelmäßig die Taschen der Mitarbeiter zu durchsuchen. Auch die Spinden und Privatfahrzeuge wurden davon nicht ausgenommen. Und das, wohlgemerkt, ohne konkreten Verdacht. Gleichzeitig gab es lange keine Telefonanschlüsse in den Filialen, weil Schlecker Angst davor hatte, dass seine Angestellten dann privat telefonieren würden. Die Gewerkschaften, allen voran Verdi, führten deshalb immer wieder harte Auseinandersetzungen mit Schlecker. Als Erfolg konnten sie dann Mitte 2001 Schleckers Unterschrift unter einen Anerkennungstarifvertrag feiern. Aber auch den torpediert Anton Schlecker in jüngster Vergangenheit. Und das leider auch noch erfolgreich.
- Schlecker XL für alle?
Eher Schlecker XS für die Angestellten, um beim suggerierten Vergleich mit Kleidergrößen zu bleiben. Schlecker XL ist eine Tochtergesellschaft der ursprünglichen Drogeriemarktkette, die den Tarifvertrag ja - schlicht und einfach, weil sie noch nicht existierte - nicht als bindend für sich annehmen muss. Also schließen seit 2009 diverse kleine Schlecker-Filialen und neue Schlecker XL-Märkte machen auf. Im Extremfall wie im südhessischen Groß-Bieberau, wo die neue Niederlassung direkt neben der alten, gerade geschlossenen den Betrieb aufnimmt. Und die vier Mitarbeiter der alten Filiale wurden nicht einmal übernommen. Vielleicht auch, weil sie nach Einzelhandelstarifvertrag 12,98 Euro die Stunde verdienten. Deutlich zuviel für Anton Schlecker, der den Angestellten bei Schlecker XL gerade mal 6,50 Euro zahlt. Und wieder läuft der gleiche Film: Verdi beschwert sich und Schlecker beruft sich auf rechtskräftige, von den Mitarbeitern unterschriebene Verträge.
- Beliebtheit des Discounters
So ist es auch an den Kunden, durch ihr Kaufverhalten ein Urteil in diesem Fall abzugeben. Nach einer Umfrage des Markforschungsinstituts Grass Roots Germany von 2009, die im Auftrag des Handelsblattes durchgeführt wurde, tun das auch viele Kunden ganz eindeutig. Von den knapp 2.000 Befragten gab gut die Hälfte an, einen Einkauf bei Schlecker zu vermeiden. Fast zwei Drittel schätzen Schlecker zudem als schlechten oder sogar sehr schlechten Arbeitgeber ein.
- Entführung seiner Kinder
Einen Tag vor Weihnachten 1987 spielte sich bei der Familie Schlecker eine äußerst unglückliche Geschichte ab. Die beiden Kinder Lars und Meike, damals 16 und 14 Jahre alt, wurden von ins Haus der Familie eingedrungenen Kidnappern entführt. Die forderten ursprünglich 18 Millionen D-Mark Lösegeld, die Anton Schlecker aber auf 9,6 Millionen herunterhandelte und am nächsten Tag bezahlte. Die Kinder kamen frei. Die Täter wurden 1998 gefasst und verurteilt.
- Privates
Diese Ereignisse könnten auch einer der Gründe dafür sein, dass Schlecker mit seiner Frau Christa sehr zurückgezogen in Ehingen lebt. Beide Ehepartner sowie auch die beiden Kinder arbeiten im Konzern in führenden Positionen. Anton Schlecker war jahrelang im Aufsichtsrat bei Lidl und einer der größten Geldgeber des Discounters, musste diesen Posten aber 2006 räumen, da Lidl durch Drogerieprodukte in Konkurrenz zu den Schlecker-Märkten trat. Sein Vermögen wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Und so gestattet er sich zumindest privat auch den Luxus einer Sportwagensammlung mit Modellen von Aston Martin, Porsche, Maserati und Ferrari. Man gönnt sich ja sonst nichts.